Frauen in der Mongolei

Die Mongolen verehren das Feuer und die Mutter. Die Frau, die Hüterin des Feuers, wird nicht selten "Feuergöttin" genannt. Die sowohl rechtliche als auch weitgehend faktische Gleichstellung von Mann und Frau und die vor allem auf dem Land noch intakten Familienstrukturen sind als wichtige positive soziale Stabilitätsfaktoren anzusehen. Das Selbstbewußtsein der mongolischen Frauen basiert auf der traditionell starken Rolle in der Nomadenfamilie. Die ländlichen Frauen spielen in ihrer Multifunktion als Mutter, Feuerhüterin in der Jurte oder als Tierhüterin eine zentrale hochangesehene Rolle. In der Stadt hat sich die Situation der Frauen seit der Wende drastisch verändert. Die Frauen verdienen durchschnittlich weniger als Männer und werden als erste arbeitslos.
Erstmal wurde 1924 das Wahlrecht den Frauen zuerkannt, damit steht die Mongolei beispielweise vor Frankreich (1944) und Brasilien (1932). Das ist aber nicht alles, was die Welt über Frauenrecht in der Mongolei versteht.
Amnesty International berichtete im 2001 über die wahre Situation der mongolischen Frauen aus der anderen Seite der Realität: Die Diskriminierung auch hochqualifizierter Frauen wird in vielen gesellschaftlichen Bereichen beobachtet: Es gibt praktisch keine Möglichkeit für betroffene Frauen, im gesellschaftlichen oder politischen Leben eine verantwortungsvolle Rolle zu spielen und vor Gericht eine willkürliche Ungleichbehandlung. Es existiert kein Verbot von Frauenhandel, organisierter Prostitution oder Vergewaltigung in der Ehe.
Trotz der mehrfachen Belastungen sind die mongolischen Frauen in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens sehr viel eher bereit, die Probleme anzugehen und das Heft in die Hand zu nehmen. Das liegt vielleicht daran, daß die Frauen schon seit Jahrhunderten die Hauptlast der Haushaltsarbeit leisten, und deshalb auch in der Jurte das Sagen haben. In der Praxis des Familienalltags hat die traditionelle Autorität des männlichen Familienoberhauptes wenig Bedeutung.
Eine Femininisierung der Studentenschaft auf dem Hochschulgelände kann man heute überall spüren. Über 60 % aller Studierenden in der Mongolei ist weibliche Studenten. In der Wirtschaft haben die Männer ihre Vormacht auch längst verloren. Erfolgreiche Frauen leiten Firmen und Familienbetriebe und organisieren wichtige soziale Projekte. Nach einer Erhebung des mongolischen Frauenzentrums hat sich die Zahl der Frauen in der Politik in letzten Jahren verdoppelt.

Quellenhinweis:

  • MenschenRechtsMagazin, Heft 1 / 2001.

  • Sympathie Magazin "Mongolei verstehen"; Gotteswinter, München 2000.